Freitag, 18. Oktober 2013

18.10.2013 - Peking: Das Ende der Transsib


Ein Erwachen nach einem langen Schlaf. Draußen ist es schon sehr hell. Am Zugfenster ziehen abgeerntete trockene Maisfelder vorbei. Ab und zu eine Ansammlung von kleinen Häuschen mit einer Mauer umgeben. Die Dächer sind spitz und an ihren Enden nach oben geschwungen.

China.

Nach langer Zeit Aussicht auf die kargen Ebenen der Wüste Gobi am Tag davor nun endlich wieder bewohnte Gegenden. Es huschen hohe spitze Bäume vorbei, auf den Feldern sind abwechselnd kleine Motorroller, dreirädrige knatternde Gefährte mit überforderter Ladefläche und Ochsenkarren zu sehen. Zwischendrin auch ein paar Esel. Einige der Türen in den halbhohen dörflichen Begrenzungsmauern sind ein paar Zentimeter oberhalb des Bodens kreisrund ausgeschnitten und mit bunten Verzierungen umgeben.
Zwischendrin kreuzt eine asphaltierte Schnellstraße oder ein riesiges Umspannwerk verstellt die Sicht. 
 
Eine Stunde vor Peking begleitet unsere Bahn ein hübsches Flusstal, das sich durch hohe grüne Bergketten schlängelt.

 
 
Der kleine chinesische Junge stand mal vor unserer Abteiltür und hat uns einfach so Schoki-Krokants geschenkt :)

 
 
Kurz vor Peking wird es spannend. Wir sehen die ersten großen Häuser, neben uns führen viele weitere Gleise.Wir nähern uns dem Bahnhof von Peking und damit dem Ende unserer Reise von Moskau durch Sibirien und die Mongolei bis nach China.
 
 
Wir haben nun 7865 km in etwa 130 Stunden Fahrzeit hinter uns, nun sind wir endlich am Ziel.

Am Bahnsteig erwarten uns ein paar Blumengestecke und ein paar fröhliche Verabschiedungen. 
 
 Patrick seilt sich noch zu einem Fotoshooting mit den Leuten aus dem Nachbarabteil ab und wir ziehen mit Sack und Pack Richtung Ausgang.

Sobald man den Bahnhof verlässt tauchten wir in eine große Menschenmenge, überall wuselt es, hinter uns der historische Bahnhof, vor uns eine laute Stadt mit hohen Bankgebäuden.
 

Erstes Ziel, sehr unromantisch, ein Geldautomat. Der Erste in einem kleinen Süßigkeitenladen neben dem Haupteingang funktionierte nicht, allerdings habe ich es beim Manövrieren in dem kleinen Laden geschafft mit meinem Reiserucksack ein Einmachglas mit Mandarinen (wie passend…) abzuräumen und musste darauf  die Sib als Pfand hinterlassen. 
Die Kassiererin konnte kein Wort Englisch und so mussten wir ihr mit Handzeichen erklären, dass wir das Zerstörte bezahlen sobald ich Geld aufgetrieben hatte.

Nach einer kleinen Runde auf die andere Seite einer langen Fußgängerbrücke und ein paar Tipps vom Touribüro kam ich mit vollen Taschen wieder und konnte auslösen :)

 
Nun ging’s zum Hostel mit der U-Bahn. Zum Glück hatten wir diesen Chinesischkurs an der Uni, so ging wenigstens der Kartenkauf schnell. Beim Eingang in die U-Bahn trafen wir auch Franz den Norweger wieder, der immer noch nach einem funktionierenden Geldautomaten suchte.


Bald waren wir am Hostel, das U-Bahn fahren geht dank teilweise englischer Beschriftung leichter als gedacht (auf jeden Fall leichter als in Moskau) und bald sind wir schon eingezogen. Unser Hostel (Springtimehostel) ist recht hübsch, aber es war kein warmes Wasser da. 
 
Unser Zimmer, sehr hübsch

Nachdem wir bescheid gegeben hatten kam der Rezeptionschinese rein, fühlte die Wassertemperatur, ging zum Fenster, sagte: „Hm, vor ihrem Fenster ist ein hübscher Tempel, den sollten sie mal besuchen“, und ging wieder. So gingen wir also ungeduscht wieder los um Peking zu erkunden.
 
 
Peking ist eigentlich viel besser als ich mir es erst vorgestellt hatte. Ich dachte an dichten Smog, viel Dreck, Gestank, viel Verkehr und spuckende Leute (was man halt so hört…). Okay die Leute spucken…sogar ziemlich laut bei der Vorarbeit, man könnte fast meinen es wird zelebriert. Ich erfuhr dann, dass das etwas damit zu tun hat, dass man Dinge, die dem Körper überflüssig sind ausspuckt bzw. los wird und dies den Körper reinigt. Ob das wahr ist?

Der Rest ist aber eigentlich ganz hübsch. Es ist nicht besonders dreckig, der Verkehr ist zwar viel aber vergleichsweise unter Kontrolle und viele Leute fahren auf der extra ausgewiesenen Fahrradspur. Entweder wirklich mit Fahrrädern oder mit kleinen Elektrorollern. Da haben uns die Chinesen wirklich etwas voraus (Wenn das, wie ich hörte, auch nur aus dem verzweifelten Versuch Motorräder in der Stadt zu verbieten entstanden ist - E-Roller fallen nicht unter diese Definition) . Der gute alte 2-Takter ist hier nur noch ganz selten zu hören…und zu riechen. Stattdessen ziehen die 2-Räder schnell und lautlos an einem vorbei.

Kleiner Vorgriff auf ein Bild von später: Die E-Roller sehn entweder aus wie richtige Roller, viele sehn aber auch irgendwie aus wie Mini-Fahrräder mit Riesen-Bleiakku :)
Wir liefen eine ganze Weile an der verbotenen Stadt vorbei bis zum Tianmen-Platz (Platz des himmlischen Friedens). Der sollte abends voll sein, aber irgendwie war er komplett abgesperrt und wir kamen gerade rechtzeitig zum Flaggeeinholen, was hier eine kleine Attraktion mit vielen Zuschauern ist.


Ein Plastiksoldat mit einer überdimensionalen Chinaflagge, der immer abwechselnd vorwärts robbt und dann mit viel Geknatter und LED-Blitzen losballert. Wer wollte das nicht als er klein war?

Letztendlich erreichten wir eine bunte Einkaufsstraße südlich des Platzes, die ein bisschen aussah wie asiatisches Disneyland. Es gab richtig schöne chinesisch aussehende Häuser, teure Geschäfte, Souvenirshops, eine kleine alte Straßenbahn und das Restaurant, in dem wir an diesem Abend Peking-Ente essen wollten.




Ein Muss, wenn man schon mal da ist. Das Restaurant (bzw. die Kette) ist wohl sehr berühmt (Wahrzeichen ist so eine kleine gelbe Ente vor der Tür), aber entsprechend war auch der Andrang.
Das berühmte Restaurant mit den Nummern :)
Wir hatten eine Nummer für einen kleinen Tisch ergattert und die Dame meinte es würde etwa eine Stunde dauern. Nachdem die Stunde um war, war unser Tisch noch fast genauso weit entfernt wie vorher (man hat das Gefühl, man bekommt in China gerne gute Nachrichten überbracht). Wir verschenkten also unsere Nummer und stürzten uns auf chinesisches Fastfood.

Das war echt nicht schlecht und könnte gerne mal bei uns eine Filiale aufmachen :)

Mit vollem Magen streunten wir noch durch die engen Gassen der Umgebung und sahen allerlei tolle Dinge in schicken und auch sehr viel weniger noblen Souvenirgeschäften (manche sind wirklich toll, man könnte meinen man geht in einem alten verstaubten Krämerladen einkaufen).






Golden in der Mitte: Die gute alte Winke-Winke-Katze

Der gehörte auch zum Shop

Wir haben viele tolle Sachen gesehen, gut gefeilscht (meistens :) , ich hab z.B. eine Vase von 800 auf 160 runter gekriegt und das war bestimmt immer noch das Dreifache, die sind echt dreist hier) und ein paar Leute dabei beobachtet wie sie auf der Straße zusammen frische Krebse gegrillt haben.

Nach einer langen Entdeckungstour...
 

...waren wir total kaputt nahmen die U-Bahn heim. 

Arne


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